Motu Proprio "Fides per doctrinam"

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Artikel anlässlich der Verkündung der "Fides Doctrinam"

vom S.E. Erzbischof Rino Fisichella

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In seiner Predigt zur Eröffnung der jüngsten Synode hat Benedikt XVI. bekräftigt, dass die Neuevangelisierung so in die gewöhnliche Seelsorge eingehen muss, dass in jedem Getauften das Bewusstsein neu belebt wird, ein Träger des Evangeliums zu sein. Damit dies geschieht, bedarf es einer ernsthaften und systematischen Bildung, die den Glauben und das tägliche Leben miteinander zu verbinden vermag. Nur in dieser Verbindung wird es nämlich möglich, über den Glauben und seine Inhalte Rechenschaft abzulegen. Zum Abschluss der Synode hat Benedikt XVI. mit der Weitsicht, die ihn auszeichnet, angekündigt, dass die Zuständigkeit für die Katechese von der Kongregation für den Klerus auf den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung übergeht. Das Motu proprio mit dem Titel Fides per doctrinam, das heute vorgestellt wird, erläutert die Beweggründe für diese Entscheidung und rechtfertigt diese neue Zuschreibung. Es handelt es sich nicht um eine bloße Formfrage. Was hier zusammengelegt wird, fügt sich vielmehr in das konkrete pastorale Vorgehen ein, das Papst Benedikt Stück für Stück für die Kirche der kommenden Jahrzehnte entwirft. Die Beziehung zwischen der Katechese und der Neuevangelisierung organischer zu gestalten, erlaubt vor allem eine Konsolidierung des Weges, den das Zweite Vatikanische Konzil auf innovative Weise für die verschiedenen Schritte der Sendung der Kirche in ihrer Aufgabe, das Evangelium zu verkünden, zum Ausdruck bringen wollte. Zugleich erhält das Projekt der Neuevangelisierung so ein Werkzeug, das wie kein anderes geeignet ist, den Weg zu skizzieren, den die Neuevangelisierung beschreiten muss. Zusammen mit dem Bekenntnis des Glaubens, dem liturgischen Leben und dem Zeugnis stellt die Katechese einen obligatorischen Moment dar, um den Glauben zu stützen und ihm einen angemessenen kulturellen Tiefgang zu bieten. Glauben bedeutet nicht, sich an Märchen oder Mythen der Vergangenheit zu klammern, sondern der Wahrheit der Offenbarung zuzustimmen, die sich in Jesus Christus, dem Sohn Gottes, ereignet und vollendet. Daher ist eine Kenntnis der Inhalte des Glaubens grundlegend und notwendig, und ihre Wiederentdeckung ist für den Vorgang der Neuevangelisierung dringend nötig.

Im Laufe der Jahre vermochte die Lehre des Konzils der Katechese einen wahrhaft innovativen Impuls einzuprägen. Tatsächlich wurden die katechetischen Texte erneuert, und bei allen Schwierigkeiten bleiben die pastoralen Anstrengungen zur Ausbildung der Katecheten wichtig. Die Weitergabe des Glaubens verlangt danach, die Katechese zu einem privilegierten Moment der Bildung zu machen, um zu verhindern, dass Unterbrechungen und Unbeständigkeit den Glauben in eine ernsthafte Krise bringen. Die Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche, deren 20. Jahrestag wir feiern, ist das deutlichste Zeichen dieses Bewusstseins, das im Leben der christlichen Gemeinde immer deutlicher hervortritt. Die Katechese ist für die Seelsorge weder fremd noch nebensächlich, ganz im Gegenteil. Das Bedürfnis einer stetigen Weiterbildung der Gläubigen verlangt danach, die Katechese nicht nur auf die Vorbereitung zum Empfang der Initiationssakramente zu beschränken. Im Glauben erzogen zu werden, ist nämlich ein Recht, das jeder Gläubige wiederentdecken muss, um seine eigene Identität zu bilden und zu einem immer tieferen Verständnis des Geheimnisses zu gelangen, an das er glaubt. Die Neuevangelisierung trifft auf Situationen, die bislang unbekannt waren. Sie muss mit einer Zielgruppe ins Gespräch kommen, die immer tiefer von einer wissenschaftlichen und technischen Kultur geprägt ist. Deshalb muss die Vorbereitung der Christen angemessen sein. Eine der Perspektiven, denen sich die Neuevangelisierung widmen muss, besteht daher notwendig darin, jede Anstrengung zu unternehmen, damit verstanden wird, dass die Katechese für ein kohärentes Glaubensleben nötig ist. Der religiöse Analphabetismus, der zu den Ursachen der Glaubenskrise gehört, die viele Christen betrifft, kann leicht überwunden werden. Damit dies geschieht, ist es allerdings nötig, dass die Seelsorge in die Katechese und in die christliche Bildung investiert. „Den Geist und das Herz der Gläubigen erleuchten“, heisst es in Fides per doctrinam. Das ist die wesentliche Bedingung, um die Christen zu treuen und mutigen Zeugen des Auferstandenen zu machen.

S.E. Erzbischof Rino Fisichella
Präsident der Päpstliche Rat
für die Förderung der Neuevangelisierung